Aktien: Einzeltitelauswahl künftig entscheidend für Anlageerfolg

Die Einzeltitelauswahl an den Aktienmärkten wird in den nächsten Jahren entscheidend für den Anlageerfolg sein. Das hat »Bantleon Kapitalmarktstratege« Dr. Harald Preißler im Interview mit der Börsen-Zeitung gesagt. »Es gibt Unternehmen, die durch hohe Produktivität herausragen, und die gilt es ausfindig zu machen«, erklärte Preißler. »Sie werden wahrscheinlich vor allem im Value-Segment zu finden sein. Zudem dürfte der Bereich Infrastruktur interessant bleiben, weil er von den staatlichen Programmen wie EU Fit for 55, Recovery and Resilience Facility sowie dem Inflation Reduction Act profitiert.« Im Technologiebereich seien die Plattformstrategien der Zukunft interessant, die ebenfalls über ein hohes Wachstumspotenzial verfügten. Das Thema lasse sich aber nicht pauschal über den Growth-Begriff abdecken, denn auch hier komme es auf das einzelne Geschäftsmodell an.

Als Gründe für seine Prognose nannte er die langfristig erhöhte Inflation, die sich aus steigenden Löhnen infolge schrumpfender Erwerbsbevölkerung, steigenden Rohstoff- und Produktionskosten sowie höheren Zinsen ergibt und die Margen der Unternehmen unter Druck setzen wird. »Vor diesem Hintergrund werden sich die Inflationsraten in Deutschland und in der Eurozone oberhalb von 3% einpendeln«, prognostizierte Preißler.

Die starken Kostensteigerungen wären für die Unternehmen gut abzufedern, wenn sie in der Lage wären, ihre Margen über eine ebenfalls steigende Produktivität hochzuhalten oder sogar auszuweiten. Aber das werde nicht passieren, weil die meisten Unternehmen in den Industriestaaten ihre Investitionen in den zurückliegenden Jahren zurückgefahren hätten und es im Durchschnitt vier Jahre dauere, bis sich Sachinvestitionen in höherer Produktivität niederschlagen.

Während die deutlich gestiegenen Zinsen die Aktienmärkte belasteten, sei die Attraktivität von Anleihen wieder deutlich gestiegen, stellte Preißler fest. »Nach der Niedrig- und Negativzinsphase ist diese Assetklasse wieder interessant, und das bei im Investment-Grade-Bereich überschaubaren Risiken. Für den High-Yield-Bereich sind wir dagegen eher skeptisch. Wenn die Zinsen hoch bleiben, besteht das Risiko, dass Unternehmen mit schlechterer Bonität in Schwierigkeiten geraten. Die Turbulenzen im Bankenbereich dürften ein Vorgeschmack auf das sein, was in den nächsten Jahren auch Industrieunternehmen und Dienstleistern droht. Gerade die Unternehmen mit den schlechtesten Ratings haben sich am aggressivsten verschuldet und sich dabei auf kurze Laufzeiten fokussiert in der Hoffnung, sich bei weiterhin niedrigen Zinsen erneut günstig refinanzieren zu können. Dieses Kalkül geht wegen der stark gestiegenen Zinsen aber nicht mehr auf, sodass es ein Risiko zunehmender Ausfälle gibt.«

Einfach den breiten Markt zu kaufen und übergeordnet steigende Kurszuwächse zu erzielen, was seit der Finanzkrise gut funktioniert habe, sei künftig weder bei Aktien noch bei Anleihen möglich, betonte der Kapitalmarktstratege. Das hätten auch die massiven Kursverluste bei Anleihen im Jahr 2022 gezeigt.

Das vollständige Interview können Sie hier lesen.

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