Ausgewachsene Rezession setzt Aktien unter Druck

Sowohl in Europa als auch den USA ist dieses Jahr eine ausgewachsene Rezession zu erwarten. Das hat »Bantleon Chefvolkswirt« Dr. Daniel Hartmann im Interview mit dem Schweizer Wirtschafts- und Finanzportal Cash.ch gesagt. »Es gibt im Minimum drei Quartale mit rückläufiger Wirtschaftsleistung«, prognostizierte er. »Das BIP der Eurozone und der USA würde in diesem Zuge um mindestens 1% schrumpfen.« 

Dass viele Finanzmarktteilnehmer dieses Risiko nicht sähen, erklärte Hartmann damit, dass es diesmal länger dauern werde, bis das ganze Ausmass der Rezession sichtbar sei: »Denn die Rezession wird nicht wie in den vergangenen Jahren durch einen Schock vom Immobilienmarkt oder durch eine Pandemie ausgelöst. Es ist vielmehr eine typische Rezession wie in den 80er und 90er Jahren, wo die Notenbanken einen Abschwung auslösten, der sich allmählich selbst verstärkte und in einer klassischen Abwärtsspirale mündete.«

Spätestens im Frühjahr sollte man sehen, dass die Rezession stärker ausfällt als man gedacht habe. »Dann wird es nochmals bei den Gewinnen starke Revisionen nach unten geben und die Aktienkurse werden nochmals zurückgehen. Ich rechne mit einer Korrektur von 20 bis 25 Prozent von den aktuellen Niveaus aus.«

Im Gegenzug könne man dann mit Staatsanleihen wieder Geld verdienen: »Aufgrund der sich anbahnenden Rezession rechnen wir mit einem deutlichen Rückgang der Anleiherenditen. Die Notenbanken können nicht so aggressiv sein, wie sie es derzeit an die Wand malen ... Es werden Leitzinserhöhungen ausgepreist werden und damit die Renditen fallen. Es müsste ein Jahr für Staatsanleihen werden, da durch den Renditerückgang die Kurse steigen.«

Die Aktienmärkte werden Hartmann zufolge wegen einer länger erhöhten Inflation in den nächsten Jahren an Attraktivität einbüssen. »Gerade die Wachstumstitel werden in diesem Umfeld unter Druck bleiben«, erklärte der Chefvolkswirt. »Die Zeit, wo die Aktienmärkte jährlich 10% und mehr Rendite gemacht haben, ist vorbei.«

Wer dennoch in Aktien investieren wolle, müsse künftig selektiver vorgehen. »Man kann nicht mehr nur einen ETF auf den MSCI World kaufen und eine hohe Rendite erzielen. Aktives Management und damit Stock Picking bleibt das Gebot der Stunde«, betonte Hartmann. »Unternehmen mit einem guten Geschäftsmodell und einer hohen Preissetzungsmacht bleiben in der Favoritenrolle. Insbesondere Infrastruktur-Aktien sollten in einem solchen Umfeld gut abschneiden. Neben den Big Playern bei den erneuerbaren Energien wie Iberdrola, Enel und EDP sind hier auch einige kleinere Perlen wie Grenergy und Voltalia zu nennen.«

Lesen Sie hier das vollständige Interview.

 

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