Bankenkrise dürfte US-Wirtschaft spürbar bremsen

Nimmt man die neusten Konjunkturdaten zur Orientierung, haben die Turbulenzen im Finanzsektor bislang kaum auf die Wirtschaft ausgestrahlt. Beispielsweise tendierten die Verbrauchervertrauensindikatoren in den USA im März im Grossen und Ganzen seitwärts. Die US-Bürger scheinen mithin nicht nennenswert durch die jüngsten Ereignisse verunsichert worden zu sein. Daneben zeichnen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung das Bild eines unverändert auf hohen Touren laufenden Jobmotors. Auch die Arbeitgeber sehen offensichtlich in den Entwicklungen im Bankensektor keine grosse Gefahr.

Mitverantwortlich für diese erfreuliche Entwicklung war zweifelsohne das rigorose Eingreifen des Staates zur Stützung der Banken. So hat in den USA die prompte Ausweitung der Einlagensicherung und die neue Notfallfazilität zur Liquiditätsversorgung eine Eskalation der Krise erst einmal verhindert.

Vom Tisch sind die Probleme damit aber nicht. Die Geschäftsbanken nehmen die Hilfen der Fed mit 343 Mrd. USD weiterhin in historisch hohem Umfang in Anspruch (nach 354 Mrd. USD in der Vorwoche). Der Abfluss der Einlagen, der den SVB-Zusammenbruch ausgelöst hatte, verlangsamt sich zwar, dauert aber weiter an. Die Banken stehen folglich nach wie vor unter Druck.

Alles in allem dürfte ein Bankencrash durch die beherzten Eingriffe der öffentlichen Institutionen verhindert worden sein. Nicht aufzuhalten ist nach unserer Einschätzung im Gegensatz dazu aber, dass die Wirtschaft im Laufe der kommenden Monate – auch ohne eine Eskalation der Situation – deutlich gebremst wird.

Schon bevor die Banken durch die jüngste Zuspitzung der Ereignisse unter Druck kamen, waren sie infolge des historisch steilen Zinserhöhungszyklus der Notenbank merklich zurückhaltender bei der Kreditvergabe geworden. In den USA hatte die Umfrage der Fed unter Geschäftsbanken bereits im Januar eine so ausgeprägte Verschärfung der Vergabestandards angezeigt, wie sie sonst nur im Umfeld von Rezessionen zu beobachten war. Wenn Anfang Mai das Ergebnis der neusten Erhebung bekannt gegeben wird, dürfte sich das Bild aufgrund der aktuellen Turbulenzen nochmals verschlechtert haben.

Für den weiteren Konjunkturverlauf ist das sehr bedenklich, weil eine grosszügige Bereitstellung von Krediten durch die Banken ein ganz wesentliches Schmiermittel für die Wirtschaft ist. Allein auf den aktuellen Niveaus deutet die Straffung der Standards auf einen markanten Rückgang der Investitionsnachfrage der Unternehmen und auch der Beschäftigung in den kommenden Quartalen hin. Zusammengenommen dürfte das die US-Wirtschaft in eine Rezession führen.

Von der vorerst gelassenen Reaktion der Verbraucher und Unternehmen auf die Bankenkrise sollte man sich daher nicht täuschen lassen. Über kurz oder lang wirken die aktuellen Turbulenzen im Finanzsektor als Verstärker des geldpolitischen Transmissionsmechanismus. Sie sorgen dafür, dass sich die Finanzierungs­konditionen für Firmen und private Haushalte als Reaktion auf die geldpolitischen Straffungen nachhaltig verschlechtern. Das von den Währungshütern erhoffte Soft Landing wird mithin immer unrealistischer. Entsprechend dürfte die Fed nicht umhinkommen – allen Beteuerungen zum Trotz – der schrumpfenden Wirtschaft im Laufe des 2. Halbjahrs durch umfangreiche Zinssenkungen zu Hilfe zu kommen.

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