Fed: September-Zinssenkung liegt auf dem Tisch

Notenbankpräsident Jerome Powell hat im Rahmen der jüngsten Notenbanksitzung eine Leitzinssenkung für September in Aussicht gestellt, wenn sich die Inflationsdaten weiter abschwächen. Damit wurde er konkreter, als man es im Vorfeld erwarten konnte. Ob es eine Serie an geldpolitischen Lockerungen geben wird, liess Powell indes noch offen. Wir rechnen bis Anfang 2025 mit Leitzinssenkungen im Umfang von rund 150 Bp.

Fed steuert auf Zinssenkung zu

Erwartungsgemäss hat die Fed den Leitzins im Rahmen der Juli-Sitzung unverändert belassen. Gleichzeitig liessen die Währungshüter aber durchblicken, dass eine geldpolitische Lockerung unmittelbar bevorsteht. Bereits im offiziellen Statement wurden mehrere Anpassungen vorgenommen, die als »taubenhaft« bezeichnet werden können. So hat sich in den Augen der Notenbanker der Stellenzuwachs zuletzt »abgeschwächt«. Im Juni war noch von »starken« Beschäftigungsgewinnen die Rede. Parallel dazu ist die Inflation nur noch »etwas« erhöht. Insgesamt seien sowohl die Inflation als auch der Arbeitsmarkt auf gutem Wege, sich den Zielen der Notenbank anzunähern. Neben den Inflationsrisiken würden daher nunmehr auch die Beschäftigungsrisiken stärker ins Blickfeld rücken.  

Noch konkreter wurde dann Notenbankpräsident Jerome Powell während der Pressekonferenz zum Notenbankentscheid. Sollte sich die Inflation in den kommenden beiden Monaten wie erwartet entwickeln (sprich sich weiter abschwächen) und gleichzeitig der Arbeitsmarkt stabil bleiben, würde eine Zinssenkung im September auf dem Tisch liegen. Selbst wenn dieser Ausblick an Bedingungen geknüpft ist, kommt dies doch der Ankündigung einer Zinssenkung recht nahe.

Auch andere Hinweise unterstreichen, dass es nur noch eines leichten »Schubsers« bedarf, um die Fed zum Handeln zu bewegen. So sei der Disinflationstrend – anders als im Vorjahr – mittlerweile breit abgestützt. Gleichzeitig ginge vom Arbeitsmarkt kaum noch Inflationsdruck aus. In Anbetracht dessen könne es sich die Fed leisten, den Restriktionsgrad zurückzuführen. Es sei mithin Zeit für eine Anpassung. Einige Offenmarktmitglieder hätten sogar bereits im Rahmen der laufenden Sitzung für eine Zinssenkung plädiert. Dies wäre aber wohl einer Überrumpelung der Märkte gleichgekommen.

Mittelfristiger Ausblick bleibt noch im Nebel

Während also im Hinblick auf den September die Weichen gestellt sind, hielt sich Powell mit darüber hinausgehenden Aussagen zurück. Ob es einen Zinssenkungszyklus gibt oder nicht, liess er völlig offen. In seinen Augen sei alles möglich: Gar kein Zinsschritt, nur wenige oder eine ganze Serie von geldpolitischen Lockerungen. Dies hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Die Konzentration auf beide Ziele der Geldpolitik erschwert in der Tat den Zinsausblick. Sollte die Wirtschaft unverändert robust wachsen und die Inflation nur zögerlich nachgeben, kann sich die Fed weiter in Geduld üben. Kühlen sich hingegen sowohl die Inflation als auch das Wachstum ab, sind kräftige Zinssenkungen vorgezeichnet. Powell liess in diesem Zusammenhang keinen Zweifel daran, dass die Fed im Falle eines Arbeitsmarkteinbruchs, Gewehr bei Fuss stünde, um die Konjunktur wieder anzukurbeln.

Serie von Zinssenkungen sehr wahrscheinlich

Wir sehen uns durch die Juli-Notenbankensitzung und den jüngsten Datenflow vollauf in unserem »dovishen« Leitzinsausblick bestätigt. In unseren Augen wird sich in den nächsten Monaten nicht nur der Disinflationstrend, sondern auch die schleichende konjunkturelle Abkühlung fortsetzen. Damit ist die Basis für die erste Zinssenkung im September gelegt. Mehr noch, steigt die Arbeitslosenquote in den USA weiter an, droht eine Verfehlung beim Beschäftigungsziel. Die Fed muss in diesem Fall schleunigst die Leitzinsen zumindest auf ein neutrales Niveau zurückführen. Dies rechtfertigt Leitzinssenkungen bis Anfang 2025 von rund 150 Bp. Zur Beschleunigung des Prozesses sind auch 50-Bp-Schritte denkbar. An den Gelterminmärkten sind für die nächsten sechs Monate hingegen nur gut 90 Bp an Zinssenkungen eingepreist.

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